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19.02.2020

Austria bildete 41 Young Coaches in Mexiko aus

Seit Mai 2019 bildete die Football Club Social Alliance junge Frauen und Männer in Mexiko zu Young Coaches aus, um Kindern und Jugendlichen vor Ort sichere und altersgerechte Sport- und Spielmöglichkeiten anzubieten. Akademie-Administrator und FCSA-Instruktor Robert Urbanek war Anfang Februar nun auch beim letzten Modul in Tapachula dabei.

Die Football Club Social Alliance ist eine von der Scort Foundation ins Leben gerufene Partnerschaft zwischen Austria Wien, dem FC Basel, Werder Bremen, Bayer 04 Leverkusen, Schalke 04 und dem 1. FSV Mainz 05. Ziel dieses Bündnisses ist es, junge Menschen zu Kinder- und Jugendfußballtrainern, sogenannten Young Coaches auszubilden.

Dafür reisen Instruktoren der Mitgliederklubs an ausgewählte Orte und geben dort ihr Wissen und Knowhow an Einheimische weiter. Neben fußballerischen Kompetenzen werden auch soziale Fähigkeiten vermittelt – zuletzt so geschehen von 6. bis 10. Februar in nach Tapachula, einer Grenzstadt im Süden Mexikos.

Robert Urbanek: "Dieses Projekt ist insofern wichtig, als dass man den Kindern durch die Aktivitäten der Young Coaches Hoffnung geben kann. Sie finden einen Ort, an welchem sie sich willkommen fühlen, einen Ort, an welchem man sich um sie kümmert. Ich glaube, das ist eine ganz wichtige Sache, nicht nur für die Geflüchteten, sondern auch für die Communities, in welchen sie leben. Ich habe nun hohe Erwartungen an die Young Coaches, das Gelernte umzusetzen und sich selbst stets weiterzuentwickeln"

Daniela, Young Coach: "Ich verstehe jetzt viel besser, was die Kinder brauchen und wie ich sie dabei unterstützen und ihnen in einem sicheren Rahmen helfen kann. Sie sehen mich jetzt als richtigen Coach an, als jemanden, von dem sie lernen können. Ich glaube zudem, dass ich nun potentielle Probleme besser in Angriff nehmen kann und wichtige Themen wie Menschenrechte, Gesundheit oder Gewalt ansprechen kann – und dies nicht in einem formellen Rahmen, sondern in einem Umfeld, welches den Kindern Spaß macht und ihnen zeigt, dass es in Ordnung ist, über solche Dinge zu sprechen."

Rafael, Young Coach: "Ich habe während dieser Ausbildung gelernt, Verantwortungen zu delegieren und mit anderen Leadern zusammenzuarbeiten. Sie haben auch alle Fähigkeiten, Erfahrungen und wertvolles Wissen, von welchem ich lernen konnte. Ich habe hier Leute kennengelernt, welche die Gebärdensprache beherrschen, welche außergewöhnlich gut mit sehr jungen Kindern, und andere, welche besser mit etwas älteren Kindern arbeiten können. Es war sehr wichtig, all die Stärken zu erkennen und von ihnen zu lernen."

Extreme Gewalt und Armut, politische Instabilität und fehlende Lebensperspektiven in Honduras, El Salvador, Nicaragua und Venezuela zwingen Hunderttausende in die Flucht. Viele fliehen zu Fuß in den Norden und passieren dabei die Südgrenze Mexikos. Allein in den letzten Jahren hat sich die Anzahl der Asylsuchenden im Land von knapp 3.500 Personen im Jahr 2015 auf über 70.000 im Jahr 2019 vervielfacht.

Aufgrund der beschwerlichen Reise bleiben vor allem Familien mit ihren Kindern im Süden Mexikos – einer der ärmsten Regionen des Landes. Angesichts der bereits bestehenden Ressourcenknappheit erzeugt die hohe Zahl an Geflüchteten bei den Einheimischen gemischte Gefühle. Mit zunehmender Zahl an Neuankömmlingen steigen auch die sozialen Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen an.

Robert Urbanek übernahm gemeinsam mit Tobias Süveges (SV Werder Bremen), Christoph Binot (Bayer 04 Leverkusen) sowie Tom Albrecht und Sven Klahsen (beide FC Schalke 04) die Leitung des dritten und letzten Moduls der Ausbildung. Während sich die ersten beiden Module auf die Grundlagen des Kinderfußballs und auf das Erarbeiten relevanter Lernspiele konzentrierten, lag der Fokus des dritten Moduls klar auf der Förderung der Führungs- und Sozialkompetenzen der Young Coaches.

Gemeinsam mit den Instruktoren und dem Scort-Team erarbeiteten sie in Workshops, wie sie klare Ziele setzen und anpacken, finanzielle und materielle Unterstützung für ihre Aktivitäten beantragen oder besorgte Eltern von ihren Aktivitäten überzeugen können.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR führte zudem Workshops zu den Themen Kinderschutz, sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt sowie Schutz vor sexueller Ausbeutung und Missbrauch durch. So können die Young Coaches nun besser auf potenzielle Probleme in ihrem eigenem und dem Umfeld der Kinder reagieren und ihnen pädagogisch angemessene Unterstützung anbieten.

Auch fußballerisch wurde nochmals ein großer Schritt nach vorne gemacht: Neben der Durchführung eines Turniers mit 100 Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren, vertieften die Young Coaches ihr Wissen im Bereich des Behindertenfußballs, welches sie im Abschlussfestival direkt anwenden konnten. Über 30 Kinder mit Hör-, Seh- und/oder einer geistigen Beeinträchtigung nahmen daran teil und konnten von den Young Coaches spielerisch so einiges lernen.

Am Ende erhielten 41 junge Frauen und Männer das FCSA-Zertifikat. Sie nützen nun den FAkußball, um wichtige Werte wie Toleranz und Akzeptanz zu vermitteln und die Integration von Flüchtlingskindern zu fördern. Momentan profitieren so mehr als 7.700 Kinder von den Aktivitäten der Young Coaches und deren Peers.

Das Young-Coach-Ausbildungsprogramm in Mexiko wurde von den FCSA-Clubs und Scort in enger Zusammenarbeit mit den Hauptpartnern UNHCR und RET durchgeführt und von der Fondation Botnar unterstützt.