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26.03.2020

Gilewicz' vier Tore gegen Sturm: "Es war ein Wahnsinn!"

Vor 16 Jahren, am 27. März 2004, schlug Austria Wien Sturm Graz vor eigenem Publikum mit 5:1. Radoslaw Gilewicz erzielte damals gleich vier Treffer, alle im ersten Durchgang. Der Pole erinnert sich an dieses Spiel zurück, spricht über das Coronavirus, die Mannschaft von damals und freut sich auf das nächste Allstars-Treffen.

"Es geht uns gut, alles ist in Ordnung", berichtet Gilewicz aus seiner Heimat. Die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus sind in Polen ähnlich jenen in Österreich. "Meine ganze Familie ist zuhause, wir halten uns an die Beschränkungen der Regierung. Es ist keine einfache Situation, aber damit muss man klarkommen und wir werden das durchstehen", ist Gilewicz positiv gestimmt.

Der ehemalige Stürmer der Austria nimmt sich viel Zeit für dieses Gespräch, zeigt sich wie damals sehr freundlich und sympathisch. "Wie kann ich dir weiterhelfen?" fragt er, lässt einen kurzen Lacher folgen und strahlt dabei eine gute Laune aus, die sich selbst telefonisch überträgt. "Ich kann mich sehr gut an diesen Tag und dieses Spiel erinnern", antwortet Gilewicz auf die Frage nach dem 5:1 gegen Sturm Graz vor 16 Jahren. "Vier Tore schießt man nicht jeden Tag, das schaffst du nicht oft. Außer vielleicht du heißt Robert Lewandowski", scherzt der 48-Jährige über seinen Landsmann.

Tatsächlich schaffte Gilewicz dieses Kunststück nur zweimal in seiner Karriere. Am 4. Juli 2000 beim 6:1 des FC Tirol gegen die Admira – und eben am 27. März 2004 für die Austria. Damals aber in nur einer Hälfte. Gilewicz: "Das war ein Wahnsinn! Es gibt Tage, da geht dir als Fußballer einfach alles auf und das war so ein Tag. Der Ball ist einfach immer wieder zu mir gekommen, Thomas Mandl im Tor von Sturm Graz war fix und fertig, der hat mir schon richtig leidgetan."

Erst um die Weihnachtszeit 2019 schaute sich Gilewicz unter anderem dieses Spiel auf Video an, schwelgte in Erinnerungen. "Rund um Weihnachten verbringe ich gerne Zeit damit, mich zurückzuerinnern. Ich weiß noch, dass Günter Kronsteiner, für den es das erste Spiel als Trainer war, vor dem Match zu mir gesagt hat, dass ich heute zwei Tore machen werde." Das schaffte der Pole nach 38 Minuten, nachdem er die Veilchen schon in der zweiten Minute in Führung brachte. Doch hatte er damit nicht genug, erhöhte nach dem zwischenzeitlichen Anschlusstreffer der Gäste in der 42. Minute auf 3:1. "Nach diesem Tor bin ich in Richtung Ersatzbank gelaufen und habe dem Trainer mit der Hand gezeigt, dass es jetzt schon drei Treffer waren."

Kurz vor dem Pausenpfiff lies "Radogoal" auch noch das vierte Tor folgen. "Es war sensationell. Ich glaube, wenn die erste Hälfte 60 Minuten gedauert hätte, ich hätte sechs Tore gemacht. Es hat einfach alles funktioniert", schwärmt Gilewicz. In der 78. Minute holte sich der Stürmer seinen hochverdienten Applaus der Fans im Horr-Stadion ab, für ihn kam Thomas Flögel ins Spiel. Den Endstand zum 5:1 fixierte Sigurd Rushfeldt wenige Minuten später.

"Wir hatten damals eine wirklich sehr gute Mannschaft, ich glaube, es waren 16 Nationalspieler dabei, das war unglaublich. Allein im Sturm war der Konkurrenzkampf ein Wahnsinn, da waren wir topbesetzt. Rushfeldt, Helstad, Vastic, Dundee und ich", zählt Gilewicz auf. Er erinnere sich sehr gerne an diese Zeit zurück, denn "wir hatten spielerisch enorm hohe Qualität. Wenn man sich die Spiele von damals ansieht, das war schon sehr gut. Es war einer super Zeit."

Auch heute noch ist Gilewicz mit einigen Spielern aus der damaligen Zeit in Kontakt. "Durch die Austria Wien Allstars mit einigen Österreichern, aber man hört und trifft sich immer wieder, auch wenn es nicht einfach ist, weil wir auf viele verschiedene Länder verteilt sind." Zuletzt waren das unter anderem Frank Verlaat, Sean Dundee oder auch Stepan Vachousek, erzählt Gilewicz.

Über Austria Wien informiert er sich auch heute noch, kennt die aktuelle sportliche Situation. "Ich beobachte die österreichische Liga und die Austria schon, weiß, dass Peter Stöger da ist und weiß auch, dass es momentan nicht so läuft. Leider konnte ich hier in Polen noch kein Spiel sehen." Durch seine Aufgaben im polnischen Nationalteam, Gilewicz ist seit Sommer 2018 Assistent von Teamchef Jerzy Brzeczek, ist er viel unterwegs, beobachtet viele Nationalspieler in ganz Europa. "Deshalb konnte ich leider noch nicht bei einem Spiel vorbeikommen, aber ich habe das auf jeden Fall vor."

Das nächste Mal in Österreich ist Gilewicz Ende Mai, dann steht wieder ein Match der Austria Wien Allstars auf dem Programm. "Über die Einladung habe ich mich sehr gefreut. Jetzt, wo die Europameisterschaft verschoben worden ist, kann ich auch dabei sein. Ich hoffe, bis dahin ist wieder alles gut und es klappt mit diesem Spiel." Und wer weiß, vielleicht gelingen Radoslaw Gilewicz dann ja wieder vier Tore in einer Hälfte.