Wenn man Nikola Vidovic, dem neuen Athletik-Trainer des FK Austria Wien, zum ersten Mal begegnet, dann könnte schon allein aufgrund der stattlichen Statur des Gegenübers so etwas wie Bammel aufkommen.
Der erste Eindruck ist aber gleich verflogen, sobald man das 1,87 Meter große und 97 Kilogramm schwere Muskelpaket einmal näher kennenlernt. Dann trifft eher das Sprichwort vom „Harte Schale, weicher Kern“ zu. „Die Spieler müssen keine Angst haben, ich habe eine gesunde Mischung aus harter Arbeit und Motivation“, charakterisiert sich Vidovic selbst.
Wenn man den 50-Jährigen fragt, wie man seine Tätigkeit genau definieren solle, ob er ein Athletik-, Fitness-, Konditionstrainer, Fitmacher oder gar ein Drillinstrukteur oder Schleifer sei, antwortet er: „Von allem ein bisschen etwas.“ Der Kroate sagt von sich, er sei ein leidenschaftlicher Sportler, sein Leben sei der Sport.
Und das bezieht sich nicht nur auf die Kraftkammer und den Aufbau der Muskulatur. „Ich spiele gerne Tennis, Basketball, gehe tauchen. Ich mache fast alles“, verriet der Kickbox-Landesmeister (Vollkontakt) seiner Heimat. Sein Vorteil sei, dass er sehr viele Sportarten während seiner bisherigen Laufbahn selbst einmal mittrainiert habe.
„Von diesen Sportarten picke ich die Übungen heraus, die den Spielern Abwechslung geben und sie gleichzeitig nach vorne bringen“, sagt Vidovic. Es kann also schon ab und zu einmal vorkommen, dass Medizinbälle, Gewichte oder Ähnliches im Spiel sein werden. Kickboxen ist aber verboten“, betont „Niko“, aber Schattenboxen gehöre zu seinem Repertoire.
Für Abwechslung sorgen dazu Koordinations- und Stabilisierungsübungen. Nach der ersten Woche stellte der neue Athletik-Guru seinen nunmehrigen Schützlingen, deren medizinische Testergebnisse jetzt vorliegen, ein positives Zeugnis aus: „Der körperliche Zustand der Spieler ist gut.“
Vidovic geht mit Optimismus an seine Arbeit heran und verspricht: „Wir werden alles daransetzen, um oben mitzuspielen. Mir liegt besonders am Herzen Erfolg zu haben, die Mannschaft top zu entwickeln und hier etwas Neues zu schaffen.“ Diese Worte tun der violetten Seele nach zwei Saisonen der Europacup-Absenz gut.
Ein Garant für den violetten Neustart soll Cheftrainer Thorsten Fink sein, der von der Arbeit seines Weggefährten Vidovic voll überzeugt ist und einmal über ihn sagte: „Was er macht, hat Hand und Fuß. Nikos Training ist ein wichtiger Bestandteil unserer täglichen Arbeit. Er hat alles drauf.“
Der so Gelobte, der in seiner Heimat u.a. für die kroatischen Männer-Nationalteams im Basket- und Volleyball arbeitete und wegen der Kriegswirren danach nach Deutschland ging, hat den 47-jährigen Chef Ende 1991 in einem Münchner Fitness-Center kennengelernt. „Er hatte bei uns nach einer Knie-OP ein Reha-Programm absolviert.“
Im Fußball-Bereich begann die Zusammenarbeit des Duos dann so richtig aber erst im September 2007, als der Fitness-Coach aushilfsweise für die vom früheren Bayern-Spieler betreuten RB Salzburg Juniors tätig war. Gemeinsam ging Vidovic mit Fink dann zum FC Ingolstadt, FC Basel, Hamburger SV und zuletzt Apoel Nikosia.
Mit Hamburg verbindet den Diplomsportlehrer, der in Livno (Westbosnien) geboren wurde, in Vukovar (Ostkroatien) aufgewachsen ist und in Zagreb vier Jahre studiert hat, nicht nur Erinnerungen. Noch heute steht er mit vielen damaligen Spielern wie Raphael van der Vaart, die er auch individuell betreut hatte, in Kontakt.
„Und in der heurigen Relegation habe ich mit dem HSV um den Klassenerhalt gezittert“, gibt Vidovic zu. Sein Fokus und seine ganze Konzentration sind nun aber voll und ganz auf die Veilchen gerichtet. 6 Uhr aufstehen, 6.30 Uhr vorbereiten, 7 Uhr Abfahrt in die Generali-Arena und am Abend wieder zurück, so läuft für ihn ein violetter Arbeitstag ab.
„Am Tag davor wird alles vorbereitet und eingeteilt, während des Tages dann viel gearbeitet und analysiert – individuell und im Kollektiv“, gibt er einen Einblick aus der Praxis. Die Arbeitsbedingungen seien gegeben. „Alles ist gut strukturiert hier, es ist gut zu arbeiten, es gefällt mir“, sagt der Kroate.
Und die Spieler seien dazu auch sehr willig zu arbeiten. „Ich denke, dass wir hier etwas schaffen können“, so der Muskelmann, der als große Stärke seines Chefs das „Gesamtpaket Fink“ hervorhob. Zu einer taktisch und technisch gut ausgebildeten Mannschaft müssten auch Kraft und Koordination auf einem Toplevel sein, um konkurrieren und Zeichen setzen zu können, meint Vidovic.
Die besten Bilder des Testsiegs gegen den FC Basel.