Profimannschaft |

03.04.2020

Grubers Methoden für Zusammenhalt & Selbstständigkeit

Torwarttrainer Franz Gruber meldet sich in der Corona-Krise aus dem Home-Office und erklärt, welche Tipps er seinen Torhütern und den Nachwuchs-Keepern der Austria gibt. Der langjährige Austrianer hat viele kreative Ideen für seine Truppe und vertraut auf die gemeinsam erlernte Selbstständigkeit: „Torhüter sind in ihrer Denkweise ganz anders konzipiert, weil sie von Haus aus allein sind.“

Zusätzlich zum regelmäßigen, individuellen Kontakt schickte Franz Gruber seinen Torhütern Patrick Pentz, Ivan Lucic, Mirko Kos sowie dem Sommer-Neuzugang Ammar Helac einen ganzen Fragen-Katalog über Persönliches, Sportliches und zu allgemeinen Auswirkungen des Corona-Virus auf die Gesellschaft.

„Das Corona-Virus ist ein Thema, das ganz anders ist als jene Themen, über die wir normalerweise mit den Spielern sprechen, aber wir müssen mit ihnen darüber reden, weil wir alle lernen müssen, damit umzugehen. Ich habe einfach Fragen in den Raum gestellt, um die Aufmerksamkeit der Jungs auf verschiedenste Dinge zu richten“, erklärt Franz Gruber, dem es wichtig ist, dass seine Torhüter ihre Tage im Home-Office-Modus strukturieren:

In der Krise macht sich die Übernahme von Grubers Job bezahlt

„Ein gut eingeteilter Tag bringt viele Vorteile. Normalerweise sind die Spieler auch an genaue Trainingspläne gebunden – in der jetzigen Phase ist es wichtig, dass sie selbstständiger werden. Ich denke, dass Torhüter da einen gewissen Vorteil haben, weil sie in ihrer Denkweise ganz anders konzipiert sind, weil sie von Haus aus quasi allein am Platz sind“, erklärt Gruber.

Den Austria-Goalies kommt in der derzeitigen Krise zu Gute, dass der langjährige Torwarttrainer stets eine große Selbstständigkeit von ihnen verlangt. Einmal in der Woche übernimmt einer der jungen Austria-Keeper Grubers Job und leitet eine Einheit des Torwarttrainings. So lernen Pentz (23), Lucic (25) und Kos (22) schon seit Jahren, sich über Trainingsinhalte Gedanken zu machen und sie strukturiert aufzubereiten:

„Bei unseren Torhütern ist die Selbstständigkeit deshalb gut ausgeprägt. Meiner Meinung nach ist es wichtig, schon während des normalen Trainingsbetriebs danach zu trachten, die Spieler selbstständig zu erziehen“, betont Franz Gruber.

Sinnvolle Beschäftigung für Stadt & Land

Eine Aufgabe, die sich vielen Menschen aufgrund der Ausgangsbeschränkungen stellt, ist, sich zu Hause mit sich selbst zu beschäftigen. Am Land fällt vieles einfacher, Patrick Pentz ist zu Hause in Elixhausen bei Salzburg, kann sich viel an der frischen Luft bewegen, ebenso wie Mirko Kos in Mürzzuschlag und Sommer-Neuzugang Ammar Helac, der noch bei seinen Eltern in Ebelsberg bei Linz wohnt. Ivan Lucic wohnt in Wien im 16. Bezirk, hat aber den großen Vorteil, dass er sich schon vor einiger Zeit ein Ergometer für seine Privatwohnung kaufte.

An sinnvoller Beschäftigung mangelt es den Goalies jedenfalls nicht, dafür sorgt vor allem ihr Trainer. Franz Gruber schickt Pentz & Co zur Motivation Video-Zusammenschnitte mit den besten Paraden ihrer Karriere, sowie knifflige Rechenaufgaben und Video-Analysen mit technischen Tipps – auch für die Nachwuchs-Keeper Sandali Conde und Fatih Bayram bereitet er einiges auf. In der Torwarttrainer-Gruppe der Austria, die alle Coaches bis zur U12 einschließt, ermutigt Gruber seine Kollegen Szabolcs Sáfár und Co., den persönlichen Kontakt mit den Spielern zu suchen.

In der Pipeline hat Gruber übrigens ein Video über das Torwarttraining in Afrika, um den Jungs eine neue Perspektive auf das eigene Umfeld bei Austria Wien zu geben: „Da sieht man mit welchem Aufwand und welcher Energie dort mit wenigen Mitteln gearbeitet wird – das ist motivierend“, erzählt Gruber.

Haus, Garten, Laufen, Radfahren & sportliche Expertise

Abseits von Heimprogrammen gibt Franz Gruber, der einst 1999 zur Austria (zunächst zur U19) kam und seit nunmehr 17 Jahren Torwarttrainer der Kampfmannschaft ist, seinen Torhütern auch allgemeine Tipps mit auf ihren Weg: „Ich habe zwar keine Erfahrung mit einer Pandemie, habe aber in meinem Leben auch schon einige Höhen und Tiefen durchgemacht und versuche ihnen zu helfen.“

In seinem persönlichen Alltag hat Gruber einen fixen Tagesplan, erledigt neben seinem eigenen Trainingsprogramm (laufen, Radfahren, Kräftigung) und den Video-Zusammenschnitten für seine Torhüter, viele Dinge, die sonst manchmal auf der Strecke bleiben: „Ich habe den Dachstuhl gestrichen, die Hecken geschnitten und helfe meiner Frau öfters als sonst beim Kochen“, erzählt Gruber, den am Ende des Tages meist doch wieder sportliche Themen einholen:

„Zuletzt hatte ich ein langes Gespräch mit Pavao Pervan, der mir erzählt hat, wie in Wolfsburg das Torwarttraining und das Drumherum ablaufen. Ich bin gerade auch dabei, das Buch von Marcel Hirscher zu lesen. Da sieht man, dass ohne frühzeitiges Aufstehen und harte Arbeit nichts geht.“