Tradition |

15.10.2020

Historisches Duell: Sport-Club gegen Austria Wien

Wiener Sport-Club gegen Austria Wien. Ein äußerst traditionsreiches Duell, das am Freitagabend (20:25 Uhr) im Rahmen der zweiten Runde des ÖFB-Cups 2020/21 nach sehr langer Zeit wieder einmal auf Pflichtspielebene über die Bühne geht. Ein Blick in die Vergangenheit.

Das letzte Duell zwischen den beiden Wiener Vereinen – ebenfalls ein Cup-Spiel – datiert am 26. Oktober 1994, womit satte 9.487 Tage zwischen den beiden Begegnungen liegen. Oder anders ausgedrückt: 17 des 29 Spieler fassenden Kaders der Austria waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht geboren. Der damals 7-jährige Markus Suttner, aktuell routiniertestes Veilchen, könnte das Spiel am Nachmittag des Nationalfeiertages mitverfolgt, der acht Tage alte Christian Schoissengeyr wird es eher verschlafen haben.

Die Partie, die aufgrund der 1994/95 eingegangenen Kooperation mit dem SV Gerasdorf nicht wie diesen Freitag am Sport-Club-Platz, sondern eben deshalb vor den Toren Wiens in Niederösterreich ausgetragen wurde, konnten die Veilchen übrigens mit 4:0 gewinnen. Die SpG Wiener Sport-Club/Gerasdorf, wie der Klub in dieser Saison hieß, hielt zwar lange gut mit, Manfred Zsak gelang kurz vor der Pause aber doch der Führungstreffer. Arminas Narbekovs, Christian Prosenik und erneut der litauische Offensivspieler sorgten im zweiten Durchgang dann für klare Verhältnisse und den Einzug ins Achtelfinale des ÖFB-Cups. Es war der bislang letzte Sieg der Austria über den Wiener Sport-Club in einem Pflichtspiel.

Anfang 2017 liefen sich die beiden Vereine wieder über den Weg. Nicht sportlich, sondern auf andere Art und Weise: Nachdem bekannt wurde, dass es dem First Vienna FC und den damals noch unter Wiener Sportklub agierenden Dornbachern finanziell weniger gut ging, rief Austria Wien unter dem Motto 'Austria für die Wiener Kultklubs' eine Unterstützungsaktion ins Leben. Im Rahmen des 320. Wiener Derby wurden Spenden für Vienna und Sportklub gesammelt, pro verkaufter Derby-Karte ging je ein Euro an die beiden Vereine. Mittlerweile sind sowohl die Vienna als auch der neue alte WSC wieder besser aufgestellt, in Wien-Hernals ist derzeit zudem die Revitalisierung des Sport-Club-Platzes in vollem Gange.

Zurück zum Sportlichen: Seit Sommer 1949, als der ÖFB nach dem Ende des zweiten Weltkrieges die Wiedereinführung des professionellen Fußballs in Ostösterreich forcierte und damit einhergehend die neue Staatsliga gründete, trafen Austria Wien und der Wiener Sport-Club bis dato 109 Mal in Meisterschaft oder Cup-Bewerb aufeinander. Die Veilchen spielten von 1949/50 bis heute nur gegen sieben Vereine – GAK, LASK, Wacker Innsbruck, Admira, Salzburg, Sturm Graz und unser Stadtrivale – häufiger als gegen die Dornbacher.

Im Zeitraum 1949 bis 1994, also der letzten Begegnung mit dem WSC, gab es für die Austria lediglich gegen Sturm Graz (111) und Grün-Weiß (146) mehr Partien. Im selben Abschnitt absolvierte der Sport-Club gegen kein anderes Team so viele Spiele wie gegen die Veilchen. Mit 20 Prozent gewonnener Spiele ist die Siegquote des WSC dabei so niedrig wie gegen keinen anderen Verein, gegen den er mindestens zehnmal spielte. Die Bilanz bis heute aus Austria-Sicht: 65 Siege, 22 Remis, 22 Niederlagen, 259:154 Tore.

In der Staatsliga duellierten sich Violett und Schwarz-Weiß von 1949 bis 1965 30 Mal, wobei Austria Wien die Hälfte aller Duelle gewinnen konnte. Von 1965 bis 1974, damals in der Nationalliga, war die Bilanz mit jeweils sieben Siegen in 19 Spielen ausgeglichen, der Sport-Club erzielte dabei sogar mehr Treffer als die Veilchen. Ab 1977, als die Dornbacher in die 1974 gegründete und heute noch bestehende Bundesliga aufgestiegen sind, bis zum letzten Abstieg 1993 gewann die Austria 36 von 50 Duellen.

Im ÖFB-Cup machen beide Teams am Freitag das Dutzend voll, es wird die zwölfte Auflage dieser Begegnung sein. Erstmals traf die Austria am 18. Dezember 1960 im Cup auf den Sport-Club und setzte sich damals in der ersten Runde mit 2:1 durch. Das bis dato letzte und einzige Duell in einer zweiten Cup-Runde konnte der WSC für sich entscheiden: Am 31. August 1974 führten die Veilchen nach 76 Minuten zwar bereits mit 2:0 am Sport-Club-Platz, mussten nach zwei späten Gegentoren aber doch noch in die Verlängerung, die keine Entscheidung brachte.

Und so kam es zu einem denkwürdigen Elfmeterschießen, bei dem lediglich drei von zehn angetretenen Schützen trafen. Auf Seiten der Violetten scheiterten Karl Daxbacher, Johann Samer, Herbert Prohaska und Felix Gasselich, lediglich Hans Pirkner jagte das Leder in die Maschen. Und weil beim WSC mit Günther Happich und Anton Auer zwei Spieler gegen Hubert Baumgartner erfolgreich waren, setzte sich der damalige Zweitligist gegen die mit heutigen Legenden gespickte Austria durch.

Den größten Cup-Erfolg gegen den Wiener Sport-Club feierte Austria Wien dann drei Jahre später, im Juni 1977. Das damals in Hin- und Rückspiel ausgetragene Finale entschied die von Karl Stotz trainierte violette Elf für sich. Das erste Duell gewann die Austria auswärts durch den siebten Turniertreffer von Julio Morales mit 1:0, im zweiten Aufeinandertreffen siegten Prohaska & Co dann mit 3:0. Hans Pirkner, 'Schneckerl' und Morales fixierten den 16. Cup-Titel der Veilchen. Für den WSC, der den zweiten Cup-Titel nach 1923 verpasste, war es bis heute die letzte Finalteilnahme im ÖFB-Cup. Die Saison 1976/77 endete für die Dornbacher dennoch erfreulich, gelang doch der Wiederaufstieg in die Bundesliga.

Aus den neun bisherigen Cup-Duellen – Viertelfinale 1972/73 und Finale 1976/77 wurden jeweils in zwei Spielen ausgetragen – ging Austria Wien sechsmal als Sieger hervor, dreimal setzte sich der Wiener Sport-Club durch. Zuletzt war das am 4. September 1990 beim 3:0-Heimsieg des WSC der Fall. Im April 1994 setzte sich die Austria dann im Viertelfinale mit 3:1 nach Verlängerung durch und sollte später den 22. Cup-Sieg der Klub-Geschichte einfahren.

Als Titelverteidiger kam es dann, am bereits erwähnten 26. Oktober 1994, zum 4:0-Auswärtssieg der Veilchen beim Wiener Sport-Club. Und während Alexander Grünwald (damals fünf Jahre), Christoph Monschein (zwei Jahre) oder auch Christoph Martschinko (zehn Monate) es am Freitag zum zweiten Mal miterleben werden, ist es für Patrick Pentz, Stefan Radulovic, Manprit Sarkaria, Aleksandar Jukic und viele mehr das erste Mal: Das Duell Wiener Sport-Club gegen Austria Wien.