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13.01.2020

Austrianer sehen VAR-Einführung generell positiv entgegen

Früher als vorgesehen hält der Video Assistent Referee (VAR) auch in Österreichs Bundesliga und in ÖFB-Cup-Endspielen Einzug. Ab März 2021, wenn der Finaldurchgang (ab 23. Runde) der Saison 2020/21 startet, ist es soweit. Austrias Spieler sehen dieser Premiere in etwas mehr als einem Jahr generell positiv entgegen.

„Ich bin schon sehr gespannt wie der VAR bei uns funktionieren wird. Der Videobeweis ist für unseren Fußball jedenfalls kein Nachteil“, sagt Max Sax ein gutes Jahr vor Einführung des Systems. Die Schiedsrichter hätten genügend Zeit sich darauf einzustellen und vorzubereiten.

„Und sie können dazu aus den Diskussionen um die Anwendung, die Woche für Woche in Deutschland geführt werden, viel lernen“, hofft unser Offensivspieler und fügt an: „Grundsätzlich ist der VAR eine gute Sache. Aber beim Handspiel, bei dem es ja kein absichtliches und unabsichtliches Vergehen gibt, wird’s strittig bleiben.“

Abwehrmann Alexandar Borkovic sieht „ein paar kritische Dinge“ auf sich zukommen. „So wird der Spielfluss gestoppt, wenn der Referee Video-Szenen ansieht und prüft. Obwohl der VAR schon in einigen Ländern praktiziert wird, weiß ich immer noch nicht, was ich davon halten soll“, meint der Youngster ehrlich.

Ebner: „VAR bringt sicher Vorteile“

Denn strittige Szenen werde es immer wieder geben, die auch durch den VAR nicht ausgeschlossen werden können. „Fehlentscheidungen der Schiedsrichter passieren. Für die Klärung, ob Elfmeter oder nicht, ist der Video-Beweis okay, auch wenn das Spiel dabei gestoppt werden muss“, gibt Borkovic zu bedenken.

Für Thomas Ebner bringt die VAR-Einführung sicher Vorteile. „Im Großen und Ganzen könnte es in entscheidenden Situationen eine gute Sache werden. Doch man sieht in anderen Ländern, dass das System noch nicht perfekt ist, es Diskussionen gibt“, sagt der Defensiv-Allrounder.

VAR greift nur in vier Situationen ein

Um den Referees die Möglichkeit zu geben, einen Fehler korrigieren zu können, hat der Fußball-Weltverband (FIFA) den VAR-Einsatz auf vier Situationen beschränkt: Tore, Elfmeter, rote Karten sowie die Spielerverwechslung bei gelben oder roten Karten.

Fällt ein Tor, besteht Verdacht auf Foul im Strafraum, hat der Schiri eine Tätlichkeit übersehen, wird das im Hintergrund vom VAR gecheckt. Abseitsstellungen interessieren ihn hingegen nur im Zusammenhang mit den genannten Situationen. Und nur wenn der Verdacht auf einen klaren Fehlpfiff besteht, teilt er das dem Feldreferee über Funk mit.

„So ist es gut und okay. Im Vorfeld kann man aber noch nicht beurteilen, wie es sein wird, weil wir es nur aus anderen Ligen kennen. Es wird sicher dann anders sein, wenn man selbst auf dem Platz steht und nicht weiß, ob ein Treffer zählt oder nicht“, stellt Ebner Theorie und Praxis gegenüber.

Zwierschitz: „Das wird für uns Spieler etwas Neues“

Stephan Zwierschitz stellt sich vor, wie lange es manchmal dauern kann, bis per Video eine Entscheidung getroffen wird. „Das wird für uns Spieler etwas Neues, kann ich erst beurteilen, wenn man es selbst erlebt hat“, betont der Defensivspieler und hofft auf klare Richtlinien für die Unparteiischen.

Es gebe immer wieder Szenen, gesteht der Niederösterreicher ein, die man zehnmal anschauen könne und immer noch nicht wisse, ob es vielleicht ein Abseits war oder nicht. „Emotionen und Diskussionen gehören zum Fußball, davon lebt er auch“, sagt Zwierschitz.

Martschinko sieht im Videobeweis „auf jeden Fall eine Hilfe für die Schiedsrichter“. Seiner Meinung nach würden noch zu viele Entscheidungen getroffen, die nicht richtig seien.

VAR kostet pro Saison etwa 1,5 Millionen Euro

Der rund eine Million Euro kostende VAR-Countdown, der vom ÖFB und der Bundesliga finanziert wird, startet bereits im Frühjahr 2020 und umfasst umfangreiche Schulungen in Theorie und Praxis (ab September 2020 mit Testspielen im Nachwuchs- und Frauen-Bereich). Referee Julian Weinberger spricht von einer „neuen Bundesliga-Ära.“

Der VAR-Betrieb wird pro Saison etwa 1,5 Millionen Euro kosten. Pro Match bedarf es eines Mehraufwands an Personal: „Zum Videoreferee komme noch dessen Assistent sowie zwei technische Operatoren dazu. Der Pool an Kandidaten soll vorrangig aktive, aber auch routinierte Schiedsrichter, die ihre Karriere auf dem Rasen beendet haben, umfassen.

Österreich wählte renommiertesten VAR-Provider aus

Kurz vor Weihnachten haben ÖFB und Bundesliga bei der technischen Umsetzung des VAR-Systems einen wichtigen Schritt gesetzt. Mit dem Provider Hawk Eye wurde aus einem Kreis von sechs Anbietern in der Endauswahl der renommierteste des Fachs auserkoren.

Das in London ansässige Unternehmen wird bis Ende der Saison 2023/24 ein Auge auf den heimischen Fußball werfen. „Alles, was den Fußball gerechter macht, macht ihn besser“, hofft Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer.

VAR-Einführung in obersten nationalen Ligen:

2017/18: Italien, Deutschland, Portugal

2018: Polen

2018/19: Belgien, Spanien, Niederlande, Frankreich, Türkei

2019/20: England, Griechenland, Schweiz, Israel

2021: Österreich (ab März 23. Runde Meister- und Quali-Gruppe)

VAR-Einführung (nur in ausgewählten Spielen pro Runde):

2017/18: Tschechien

2019/20: Russland