Als amtlich festgehaltenes Datum der Gründung von Austria Wien gilt der 15. März 1911. Eigentlich entstand die Austria aber schon früher. Bereits in der österreichischen Fußball-Urzeit – 1892 – gab es den Vienna Cricket Club, einen Allroundverein, der sich mit Cricket, Leichtathletik und anderen Sportarten befasste und 1894 auch eine Fußballsektion gründete.
Dieser Vienna Cricket and Football Club gab gemeinsam mit dem First Vienna Football Club, der heutigen Vienna, eineinhalb Jahrzehnte lang den Ton im österreichischen Fußball an. In beiden Mannschaften befanden sich hervorragende Spieler, die sich von den englischen Angestellten einer in Wien ansässigen Bank sowie des Barons Rothschild alle Tricks, deren sie habhaft werden konnten, abgeschaut und sogar schon eine neue Linie in das Spiel gebracht hatten, die man als Vorläufer der Wiener Schule bezeichnen könnte.
Nach Streitigkeiten zwischen Klubleitung und Mitgliedern beschlossen im Jahr 1910 einige Funktionäre und fast die gesamte erste Mannschaft der Cricketer, einen neuen Verein ins Leben zu rufen. Die Wiener Cricketer, mit dem Sportjournalisten Erwin Müller als Präsident, wurden am 29. Oktober 1910 aus der Taufe gehoben. Die Wahl des Namens verursachte allerdings Unstimmigkeiten beim Vienna Cricket and Football Club, der Protest beim Fußballbund einlegte und seinen Spielern keine Freigabe erteilte, zum neuen Verein zu wechseln.
Erwin Müller und seinem Vorstand war klar, dass eine Aussöhnung mit den Cricketern und eine Anmeldung beim Österreichischen Fußball-Verband Voraussetzung für eine Aufnahme in die oberste Spielklasse sein würden. Und ohne oberste Spielklasse, das wusste man genau, würde es kein Überleben geben.
Nach langen Verhandlungen trat man als Wiener Amateur Sportverein, kurz Amateure genannt, am 15. März 1911 dem Österreichischen Fußball-Verband bei. Der Neuling wurde sofort in die oberste Spielklasse eingeteilt. Als man sich zum ersten Mal der Öffentlichkeit stellte, konnte fast die gesamte erste Mannschaft der ehemaligen schwarz-blauen Cricketer die neuen violetten Trikots überstreifen. Die Chronik verzeichnet als erste Spieler der Amateure: Walter Alt, Ernst Bauer, Otto Fuchs I, Ludwig Hussak, Adolf Klement II, Robert Lang, Robert Lowe, Rudolf Löwenfeld II, Viktor Löwenfeld, Egon Metzl, Josef Prager und Arthur Preiss.
Die ersten zehn Jahre der Amateure waren sehr ruhmreich, auch international tat sich der Klub hervor. Die violetten Dressen waren bald das Markenzeichen des Wiener Fußballs. Eigenwillig, wie die Violetten immer waren, spielten auch die Amateure. Als im Jahre 1911 der Plan einer Wiener Fußballmeisterschaft endlich realisiert werden konnte, gab es für viele Experten eigentlich nur zwei große Favoriten: Die Vienna und die Amateure. Letztere gingen mit großem Elan an die Punktekämpfe heran, manchmal blieb es allerdings bei der Schönheit, die Torerfolge wollten sich nicht einstellen. So wurde die erste Meisterschaft 1911/12 schon die erste Enttäuschung, denn statt an der Spitze mitzumischen, gab es einen mühsam erkämpften achten Platz unter elf Teilnehmern.
Im Jahr 1914, genauer gesagt am 17. Mai, konnte zum ersten Mal ein eigener Fußballplatz, in der Auhofstraße in Ober St. Veit, für die Violetten eröffnet werden. In der Meisterschaft 1913/14 hielt man sich bis zu den letzten Runden recht gut, musste aber dann doch mit einem mageren fünften Platz vorliebnehmen, während sich der WAF, der seinen Platz jenseits der Westbahn hatte, den Meistertitel sichern konnte.
Während des ersten Weltkriegs wurde die Mannschaft durch die Ereignisse in alle Winde zerstreut. Größter Erfolg dieser Zeit war das Erreichen des Cupfinals im Jahre 1918 gegen den Floridsdorfer AC. Dieses konnte jedoch aufgrund starker Regenfälle nicht zu Ende gespielt werden, womit das Jahr kurioserweise ohne Cupsieger zu Ende ging.
Nach dem Kriegsende kehrten einige der alten Spieler nach Wien und ins Amateure-Dress zurück. Hugo Meisl nahm 1919 im Sommer die Geschicke des Klubs wieder in seine Hände und konnte mit einem für damalige Zeiten geradezu genialen Geniestreich die Schlagkraft der Mannschaft erheblich verstärken. Er verpflichtete die Brüder Jeno und Kalman Konrad von MTK Budapest – und tatsächlich waren von diesem Augenblick an die Amateure da.
In der Meisterschaft 1919/20 hatte man den Titel fast in der Tasche, doch ein unglückliches 0:1 gegen Neuling Simmering durch ein Eigentor und ein 2:2 gegen den Sportklub (wobei der Amateure-Tormann ausgeschlossen wurde) ließen Rapid dank des besseren Torverhältnisses diese Punktejagd im letzten Augenblick gewinnen.