Das Maß der Dinge

Anfang der 1990er Jahre war Austria Wien in Österreich einmal mehr kaum zu schlagen. 1990 gelang der Cupsieg, 1991 und 1993 wurde man Meister und sicherte sich den Supercup, 1992 und 1994 gelang jeweils das Triple aus den drei genannten Bewerben. Während Valdas Ivanauskas, Peter Stöger, Andreas Ogris und Franz Wohlfahrt bei den Veilchen für Furore sorgten, blieb für andere Vereine kaum etwas übrig.

Die Meisterschaft 1990/91 stellte sich dabei als besonders spannend heraus: Die Veilchen starteten mit sieben Siegen hervorragend in das Frühjahr und matchten sich bis zur letzten Runde mit dem FC Tirol um den Titel. Zum Abschluss gastierte die Austria in der Südstadt und lag lange zurück. Der Ausgleich musste her, um nicht hinter den Tirolern Zweiter zu werden. Und dann sicherte Christian Prosenik mit einem Traumtor den Punkt und damit auch den Meistertitel für die Violetten. Unvergesslich bleiben die Jubelszenen nach Spielende, als Meistermacher Herbert Prohaska auf den Schultern seiner Spieler durchs Stadion getragen wurde.

Toni Pfeffer

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Leider konnte diese Erfolgsmannschaft aufgrund geänderter finanzieller Umstände und manch interner Unstimmigkeit nicht gehalten werden, die besten Spieler verließen den Verein. Ivanauskas wechselte in die deutsche Bundesliga, Stöger, Prosenik, Ralph Hasenhüttl und Manfred Zsak suchten sich neue Vereine in Österreich. Die Folge waren Misserfolge in der Bundesliga und auch international konnte kaum noch für Aufsehen gesorgt werden.

Nach mäßig erfolgreichen Teilnahmen an der neu gegründeten UEFA Champions League und überschaubaren Leistungen in der Meisterschaft war die gute Stimmung rund um die Veilchen ein wenig verflogen. Erst mit dem Einstieg der Creditanstalt als großer Sponsor neben den Austria Tabakwerken war es dem Vorstand wieder möglich, eine erfolgreiche Mannschaft zusammenzustellen. Im April 1999 folgte dann der große Paukenschlag: Herbert Prohaska feierte sein Trainer-Comeback bei der Austria – und mit ihm die Begeisterung für Violett.

Der Betriebsführungsvertrag

Im November 1999 präsentierte Austria Wien mit Magna einen neuen Hauptsponsor. Unter der Führung von Austro-Kanadier Frank Stronach wurde der Rotstift angesetzt, ein Neuanfang sollte her, neue Namen kommen. Heinz Hochhauser wurde neuer Trainer und bekam im Sommer 2000 nicht weniger als neun neue Spieler – doch der Erfolg blieb weiter aus. Auch Arie Haan und das Trainer-Duo Anton Pfeffer/Walter Hörmann konnten den Umschwung nicht einleiten.

Und so war es Dietmar Constantini, der die Austria 2002 wieder in den Europacup, den damaligen UEFA Cup führte. Mit Walter Schachner kehrte daraufhin ein alter Bekannter als Trainer zur Austria zurück, die große Sensation dieses Sommers war aber die Verpflichtung des brasilianischen Nationalspielers Djalminha von Deportivo La Coruna. Seine Qualitäten ließ er zwar nur selten aufblitzen, im Herbst führten die Veilchen die Tabelle dennoch mehr als souverän an.

Umso unerwarteter kam der nächste Trainerwechsel: Christoph Daum übernahm das Amt des eigentlich erfolgreichen Schachners. Der Deutsche sollte den FK Austria Memphis Magna, wie der Verein damals offiziell hieß, auf dem Weg zum internationalen Großklub begleiten und anführen. Die Violetten errangen 2002/03 den 22. Meistertitel und sicherten sich mit dem 23. Cupsieg sogar das Double. Dennoch verließ Daum Österreich und die Austria nach nur neun Monaten wieder.

Sein Nachfolger war mit Joachim Löw einer der heute wohl bekanntesten Trainer im europäischen Fußball: Joachim Löw. Mit dem FC Tirol war Löw zuvor zwar erfolgreich unterwegs, in Wien-Favoriten hielt er sich aber nicht lange, schon im März 2004 wurde er durch wieder abgelöst. Günter Kronsteiner übernahm in einer Doppelfunktion auch das Amt des Sportdirektors und verpflichtete im darauffolgenden Sommer Lars Sondergaard als Trainer.

Sigurd Rushfeldt im UEFA Cup-Viertelfinale gegen Parma

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Austria Wien ist wieder da

In der Saison 2004/05 gelang dann der Einzug in die reformierte Gruppenphase des UEFA Cups – doch die Reise sollte weitergehen. Im Sechzehntelfinale konnte Athletic Bilbao ausgeschaltet werden, im Achtelfinale Real Saragossa, auf die man schon in der Gruppe getroffen war. Das Viertelfinal-Hinspiel gegen den FC Parma endete in Wien 1:1, das Rückspiel in Italien allerdings 0:0, womit die Europacup-Reise aufgrund der Auswärtstorregel endete.

Genau wie die Zusammenarbeit mit dem Duo Kronsteiner/Sondergaard im April 2005. Peter Stöger und Frenkie Schinkels übernahmen die violette Kommandobrücke und holten kurz darauf den nächsten Cuptitel. 2005/06 gelang einmal mehr in der langen Austria-Historie das nächste Double.

Schon einige Monate davor, kurz vor dem Jahreswechsel erklärte Frank Stronach, dass der Betriebsführungsvertrag zwischen Magna und Austria Wien aufgekündigt würde. Die Schlagzeilen überhäuften sich, der Verein versinke im Chaos lautete der allgemeine Tenor. Doch bei der Generalversammlung im Jänner 2007 waren 90 Prozent der anwesenden Mitglieder vom Konzept der neuen Austria, die durch die Gründung der FK Austria Wien AG Gestalt annehmen sollte, überzeugt.

2006 holte Austria Wien das Double

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Neu-Strukturierung

Neben Finanz-Vorstand Markus Kraetschmer und Sport-Vorstand Thomas Parits sind das neue Präsidium rund um Wolfgang Katzian sowie der Verwaltungsrats-Vorsitzende Karl Blecha und der Kuratoriums-Vorsitzende Bürgermeister Michael Häupl als federführende Personen der Neu-Strukturierung zu nennen.

Zurück zum Sportlichen: Im Oktober 2006 übernahm Georg Zellhofer das Traineramt der Veilchen und führte diese zum 26. Cuptitel. Im Frühjahr 2008 trennten sich die Wege allerdings wieder und es kam zu einem violetten Déjà-vu: Wie schon 2002 sprang Dietmar Constantini als Chefcoach ein und erreichte doch noch den angestrebten Europacup-Startplatz.

Im Sommer 2008 wurde Austria-Urgestein und Publikumsliebling Karl Daxbacher als neuer Trainer vorgestellt. Mit Co-Trainer Josef Michorl sollte an die gemeinsame erfolgreiche Zeit bei den damaligen Austria Amateuren angeknüpft werden. Was gelang: 2009 gewann die Austria ihren 27. Cuptitel und spielte sich in den darauffolgenden Jahren in die Herzen der Fans. Der gepflegte Fußball begeisterte, weitere Titel sollten der starken Mannschaft rund um Milenko Acimovic, Zlatko Junuzovic und Julian Baumgartlinger allerdings verwehrt bleiben.

Abseits davon wurde damit begonnen, die Infrastruktur rund um die heutige Generali-Arena um- und auszubauen. 2008 wurde die Ost-Tribüne abgerissen und als Fan-Tribüne neu aufgebaut, 2009 folgte eine Rasenheizung, 2011 das bereits für den späteren Ausbau der Generali-Arena ausgelegte Flutlicht. Und schon 2010 wurde die neue Austria-Akademie in unmittelbarer Nähe zum Stadion eröffnet, wodurch die Austria-Familie auch räumlich weiter zusammengewachsen ist.

Cup-Sieg 2009

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