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10.02.2023
Anlässlich des heutigen 120. Geburtstages von Matthias Sindelar besuchten Präsident Frank Hensel, die Vorstände Gerhard Krisch und Jürgen Werner sowie Museumskurator Gerhard Kaltenbeck das Grab der Austria-Legende am Wiener Zentralfriedhof.
Matthias Sindelar wurde am 10. Februar 1903 in Kozlau (Österreich-Ungarn) geboren. Nachdem seine Familie nach Wien übersiedelte, wuchs er in Favoriten auf und erhielt später aufgrund seiner schmächtigen Statur den Spitznamen "Der Papierene". Im Sommer 1924 wechselte Sindelar vom ASV Hertha zu den Amateuren, wie die Austria damals hieß.
Bei den Fans war Sindelar durch sein "Scheiberlspiel" schnell zum Liebling avanciert, in den folgenden Jahren entwickelte er sich zu einem der besten Fußballer Österreichs und darüber hinaus. Der Mittelstürmer führte das legendäre Wunderteam als Kapitän an und gewann mit Österreich 1932 den Vorläufer der heutigen Europameisterschaft.
Zu seinen größten Erfolgen mit der Austria zählt mit Sicherheit der zweimalige Gewinn des Mitropacups 1933 und 1936. Außerdem wurde Sindelar 1926 Meister und gewann mit den Veilchen fünfmal den heimischen Cup. Mit dem österreichischen Nationalteam zog er 1934 ins Halbfinale der WM in Italien ein. In 43 Länderspielen erzielte der Stürmer 27 Tore.
Das letzte Mal lief Matthias Sindelar am 26. Dezember 1938 für die Violetten auf; standesgemäß erzielte er beim 2:2 gegen Hertha BSC in Berlin auch einen Treffer. Am 23. Jänner 1939 verstarb "Der Papierene" in Wien.
Im Rahmen des Besuches des Grabes von Matthias Sindelar am Wiener Zentralfriedhof verlas Museumskurator Gerhard Kaltenbeck unter anderem dieses Gedicht von Friedrich Torberg:
"Er war ein Kind aus Favoriten
und hieß Matthias Sindelar.
Er stand auf grünem Platz inmitten,
weil er ein Mittelstürmer war.
Er spielte Fußball,
und er wußte vom Leben außerdem nicht viel.
Er lebte, weil er leben mußte
vom Fußballspiel fürs Fußballspiel.
Er spielte Fußball wie kein zweiter,
er stak voll Witz und Phantasie.
Er spielte lässig, leicht und heiter,
er spielte stets, er kämpfte nie.
Er warf den blonden Schopf zur Seite,
ließ seinen Herrgott gütig sein,
und stürmte durch die grüne Weite
und manchmal bis ins Tor hinein.
Es jubelte die Hohe Warte,
der Prater und das Stadion,
wenn er den Gegner lächelnd narrte
und zog ihm flinken Laufs davon.
Bis eines Tages ein andrer Gegner
ihm jählings in die Quere trat,
ein fremd und furchtbar überlegener,
vor dem's nicht Regel gab noch Rat.
Von einem einzigen harten Tritte
fand sich der Spieler Sindelar
verstoßen aus des Planes Mitte,
weil das die neue Ordnung war.
Ein Weilchen stand er noch daneben,
bevor er abging und nachhaus.
Im Fußballspiel, ganz wie im Leben,
war's mit der Wiener Schule aus.
Er war gewohnt zu kombinieren,
und kombinierte manchen Tag.
Sein Überblick ließ ihn erspüren,
daß seine Chance im Gashahn lag.
Das Tor, durch das er dann geschritten,
lag stumm und dunkel ganz und gar.
Er war ein Kind aus Favoriten
und hieß Matthias Sindelar."