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08.08.2025

Herbert Prohaska ist 70!

Der ehemalige Mittelfeld-Regisseur gilt bis zum heutigen Tag als der wohl größte Kicker, den Österreich je hervorgebracht hat. Der „Jahrhundert-Austrianer“ und ÖFB-Jahrhundert-Fußballer holte mit den Veilchen 7 Meistertitel, 4 Cupsiege und wurde drei Mal zu Österreichs Fußballer des Jahres gewählt. „Es gibt viele größere Klubs auf der Welt, aber es gibt für mich keinen größeren Klub als die Austria!“ sagte er einst unter Tränen im Rahmen der violetten 100-Jahre-Feierlichkeiten in der Wiener Stadthalle. Am heutigen Freitag feiert unser Schneckerl seinen 70er. Im Namen der gesamten Austria-Familie gratulieren wir herzlich!

©GEPA-pictures

Herbert Prohaska wuchs in der Simmeringer Hasenleitensiedlung auf, die eher nicht als Wiens nobelstes Pflaster verschrien war. Das Kicken wurde ihm durch seinen Vater – damals Hilfsarbeiter und Nachwuchstrainer bei Vorwärts XI – schmackhaft gemacht. Ob seines Wuschelkopfs liebevoll „Schneckerl“ gerufen, verdiente sich Prohaska seine ersten Sporen zunächst beim „Papa-Klub“, dann bei Ostbahn XI, wo er bereits mit 15 Jahren in der Ersten debütierte. Bei einem Vorbereitungsspiel gegen das österreichische Nationalteam erregte Prohaska die Aufmerksamkeit so mancher Großklubs (auch der Stadtrivale zeigte Interesse), woraufhin die ersten Angebote ins Haus flatterten. 

Von Favoriten in die Welt

Joschi Walter setzte sich im Werben um den begehrten Mittelfeldspieler durch und lotste den Schneckerl 1972 für ein Einstiegsgehalt von 3000 Schilling Fixum und 1500 Schilling Siegprämie zur Austria. Prohaska entwickelte sich in der obersten österreichischen Liga zum umsichtigen und technisch brillanten Spielmacher, der es stets auf eine beachtliche Torquote brachte. Schon 1978 bot Schalke 04 zehn Millionen Schilling, im Sommer 1980 war Prohaska dann nicht mehr zu halten, wechselte um zwölf Millionen Schilling zu Inter Mailand, wo er sich durch seine Spielintelligenz zu einem der besten Mittelfeldspieler der Serie A mauserte. Nach dem Pokalsieg Inters 1982 belagerten aufgebrachte Tifosi die Geschäftsstelle, als sie erfuhren, dass ihr „Heriberto“ (abermals um zwölf Millionen Schilling) zur Roma wechseln soll. 

Meister mit AS Roma

In der ewigen Stadt errang die AS Roma mit Prohaska als Regisseur den ersten Meistertitel seit 41 Jahren. Weil sich die Römer kurz vor Transferschluss doch noch mit dem abwanderungswilligen Falcao einig wurden und sein Ersatz, Toninho Cerezo, bereits im Anflug war, stand Prohaska als dritter Ausländer vor dem Aus und kehrte im Sommer 1983 um vier Millionen Schilling nach Wien zurück, wo er die Veilchen zu drei weiteren Meistertiteln führte. 

Veilchen-Dress als goldenes Vlies

Als sich Herbert Prohaska später an seine große Karriere zurückerinnerte, verband er seine prägendsten Erinnerungen immer mit der Wiener Austria. „Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber im Moment, als ich zum ersten Mal das violette Trikot übergestreift habe, wollte ich es am liebsten nie mehr ausziehen. Sicher war es auch schön, in Italien zu spielen, zu Inter zu gehen, schließlich war Inter in meiner Jugend die beste Mannschaft Europas. Aber das Gefühl, zum ersten Mal in den Austria-Dress zu schlüpfen, das war so, als hätte mir jemand das goldene Vlies gegeben!“ 

Titelhamster auch als Trainer

Im Sommer 1989 beendete Prohaska seine aktive Karriere und wechselte nach einem Intermezzo als sportlicher Leiter im März 1990 auf die violette Trainerbank, wo er mit der Austria bis Sommer 1992 zwei Meistertitel, zwei Cupsiege und zwei Erfolge im Supercup holte. Zwischen 1993 und 1999 übernahm er die Leitung des Nationalteams, ehe er im Frühjahr 1999 nach einem 0:9 Debakel in der EM-Qualifikation gegen Spanien zurücktrat.  

Von Mai 1999 bis zum Frühjahr 2000 war Schneckerl noch einmal als Trainer bei der Austria engagiert. Insgesamt gewann er als Spieler und Trainer stolze 17 Titel.

Am heutigen Freitag feiert unser Schneckerl seinen 70. Geburtstag. Im Namen der gesamten Austria-Familie gratulieren wir herzlich! 

 

Auszeichnungen: 

- 2004 zum ÖFB-Jahrhundert-Fußballer gewählt 
- Anlässlich 90 Jahre Austria Wien (2001) in die „Austria-Elf des Jahrhunderts“ gewählt
- Anlässlich 100 Jahre Austria Wien (2011) zu Austrias „Jahrhundert-Spieler“ gewählt.
- Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2005)
- Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (2008)
- Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1997)
- Großes Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich (2015)
- Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich (2008) 

Erfolge als Spieler: 

- Österreichs Fußballer des Jahres 1984, 1985, 1988
- 7 x Österreichischer Meister (Austria Wien 1976, 1978, 1979, 1980, 1984, 1985, 1986)
- 1 x Italienischer Meister (AS Roma 1983)
- 1 x Meister 1. Klasse A (Ostbahn XI 1971)
- 4 x Österreichischer Cupsieger (Austria Wien 1974, 1977, 1980, 1986)
- 1 x Italienischer Cupsieger (Inter Mailand 1982)
- 6 x Stadthallen Sieger (Austria Wien 1977, 1979, 1980, 1984, 1985, 1986)
- 10 x Stadthallenkönig (1976, 1977, 1979, 1980, 1984, 1985, 1986, 1987, 1988, 1989) 

Erfolge als Trainer:

- 2 x Meister Österreich (Austria Wien 1991, 1992)
- 2 x Cupsieger Österreich (Austria Wien 1990, 1992)
- 2 x Supercupsieger Österreich (Austria Wien 1991, 1992)
- 3 x Stadthallen Sieger (1991, 1992, 2000)
- Teamchef bei der WM-Qualifikation mit Österreich für die WM in Frankreich 1998