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10.11.2020

Kraetschmer über Strategie, Finanzen & Fans

AG-Vorstand Markus Kraetschmer war am Montag-Abend bei der Sky-Diskussionssendung „Talk & Tore“ zu Gast und sprach unter anderem über die Suche nach einem strategischen Partner, das Thema Hauptsponsor, die finanziellen Auswirkungen von Corona & die Fan-Bindung. Die wichtigsten Aussagen im Überblick.

… über die Suche nach einem strategischen Partner:

„Es gibt mehrere Kandidaten aus dem In- und Ausland. Der strategische Partner könnte schon in einigen Wochen fixiert werden, es kann aber auch bis Juni 2021 dauern. Das ist unser Plan. Dann haben wir unser Soll erfüllt und daran arbeiten wir. Es geht nicht darum den Schnellsten zu finden, sondern den Besten für die Entwicklung der Austria. Es ist kein Geheimnis, dass Corona diesen Prozess teilweise verlangsamt hat. Weil du – so gut die ganzen Videokonferenzen sind – gewisse Gespräche einfach persönlich führen musst. Wir haben eine große Verantwortung für diesen Klub, der nächstes Jahr 110 Jahre alt wird, und eine wirtschaftliche Basis braucht. Unser Geschäftsmodell war immer darauf aufgebaut, uns mit regelmäßigen Europacup-Teilnahmen und Transfers weiterzuentwickeln. Unser Plan ist, dort gemeinsam mit einem strategischen Partner wieder hinzukommen.“

...zum Thema Hauptsponsor: „Die strategische Partnerschaft im Fußball ist eine Grundsatzentscheidung, die komplexer ist als eine Aktie, die ich kaufe. Da muss man immer bedenken, was ist, wenn der strategische Partner wieder aussteigen möchte. Denn ein Investor ist jemand, der geht wo hinein und möchte mit einer Rendite vielleicht in einigen Jahren wieder rausgehen. Der Sponsor ist ein Leistungsaustausch. Da wollen wir uns nicht zu billig verkaufen. Das sage ich auch sehr offen: Beim Thema Hauptsponsor waren wir in den Gesprächen schon sehr weit und da hat uns dieser jetzige Lockdown wieder zurückgeworfen. Aber ich bin auch da guter Dinge. Und da werden wir auch schneller fertig sein als mit dem strategischen Partner.“

...über die finanziellen Aspekte der Zuschauer-Beschränkungen: „Eines ist ganz klar: Die Austria wird dieses Pandemie-Jahr, das letzte Jahr, mit einem Millionenverlust abschließen. Und wenn es so weitergeht, werden wir auch heuer einen Millionenverlust machen. Unsere Kollegen vom BVB haben das letzte Wirtschaftsjahr mit, glaube ich, 45 Millionen Verlust abgeschlossen, nachdem sie in den Jahren zuvor immer gewachsen sind, erfolgreich Champions League gespielt haben und der Signal Iduna Park immer voll war. Und für heuer sind 75 Millionen prognostiziert. Da sieht man, dass der Spieltag für die Klubs ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist.“

...darüber, wie man die Situation mit den Abos handhaben werde: „Es gibt ja verschiedene Modelle. Die Kollegen in Salzburg und Sturm haben sich entschlossen ihre Abos rückabzuwickeln. Wir gehen eher den Weg: Wir nehmen die Situation, wie sie ist, und es wird am Ende des Tages keiner um irgendeine Leistung umfallen. Das heißt, wir werden am Ende der Saison kompensieren können. Denn diese große Solidarität, die wir noch im Frühjahr erfahren haben, mit der dürfen wir jetzt nicht mehr rechnen. Wir dürfen ja auch nicht vergessen, dass es den Unternehmen, aber auch den Menschen an sich auch wirtschaftlich immer schlechter geht und diese auch versuchen werden, eine entsprechende Kompensation zu bekommen. Wir haben hier großes Verständnis und versuche das mit bestmöglicher Kommunikation zu lösen.“

...über einen möglichen Verlust der Fan-Bindung: „Das, was jetzt gerade passiert, ist ja auch für den Fußball existenzbedrohend. Denn was passiert mit den Fans, je länger sie von diesem Produkt Fußball sozusagen entwöhnt sind? Und daher müssen wir alles dafür tun, um die Fans auch bei der Stange zu halten. Wir sprechen immer von den jungen Menschen, die wir für den Fußball begeistern wollen. Aber die begeistern wir nur dann, wenn wir sie in die Stadien bekommen. Und wenn wir das auf Dauer verlieren, dann kann das auch in den nächsten Jahren zu einem großen Problem werden.“

...über sein Verständnis für die aktuellen Geisterspiele und die sozialpolitische Funktion des Fußballs: „Natürlich sehen wir eine Gesamtentwicklung und dass wir diese Vorbildfunktion auch leben müssen. Daher ist das Verständnis einerseits gegeben, auf der anderen Seite ist es bitter, weil wir diese guten Konzepte, die wir entwickelt haben und eigentlich nachgewiesen haben, dass sie funktionieren, leider nicht umsetzen können. Aber viel wichtiger ist es jetzt, dass wir wieder unseren Beitrag leisten, dass wir wieder die Vorbildfunktion des Fußballs nutzen. Wichtig ist, dass gespielt wird. Denn einen Aspekt sollte man nie vergessen: Der Fußball hat gerade in diesen Tagen, an denen wir immer wieder sehr negative Meldungen bekommen, auch sozialpolitisch eine hohe Verantwortung, weil er auch ein bisschen als gesellschaftlicher Kitt funktioniert.“