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27.07.2021

Ortlechner: "Wir sind noch in einem Findungsprozess"

Für www.fk-austria.at hat sich Sportdirektor Manuel Ortlechner Zeit genommen, um über aktuelle Themen wie Transfers, Pläne, seinen Führungsstil, das Rückspiel in Island und vieles mehr zu sprechen.

GEPA

Herr Ortlechner, das 1:1 im Heimspiel gegen Breidablik lässt für das Rückspiel am Donnerstag alles offen. Wie beurteilen Sie die Chancen?
Sportdirektor Manuel Ortlechner:
Ich denke, dass alle Austrianer nicht unzufrieden sind, dass die Auswärtstorregel heuer eine Revolution erfahren hat. Somit könnten wir ein Nutznießer sein, da wir die PS daheim nicht auf die Straße gebracht haben. Erfreulicherweise haben wir uns dann am Sonntag in Ried schon anders präsentiert und das stimmt uns sehr positiv.

Nach Breidablik wartet die WSG Tirol. Was braucht man nach dem 1:2 im Innviertel mehr – die Geduld oder die Punkte?
Wir sind sicher noch in einer Art Findungsprozess. Man darf nicht vergessen, dass auch das Trainerteam komplett neu ist und somit braucht alles etwas Zeit. Aber ich bleibe dabei, dass wir in Ried annähernd die Art Fußball gespielt haben, die wir uns vorstellen. Lediglich im letzten Drittel hat die Durchschlagskraft gefehlt. Aber daran arbeiten wir.

Ebenso wie am Kader, dem heute nochmals frisches Blut zugeführt wurde?

Ja, wir erwarten uns von Noah Ohio sehr viel. Seine größte Waffe ist sicher seine Schnelligkeit, selbst in Leipzig konnte da keiner mithalten. Und auch sein Charakter ist top, ein total bescheidener, wissbegieriger, junger Mann.

Auch Lukas Mühl wurde aus der deutschen Bundesliga geholt. Hat er in seinem ersten Spiel die Erwartungen erfüllt?
Luki hatte erst sechs Trainings in den Beinen, deswegen war es nicht zu erwarten, dass er schon am Sonntag so seine souveräne Leistung abliefert. Das zeigt von einer unfassbaren Qualität. Er hat sehr ruhig und gelassen gespielt – wir sind sehr zufrieden, wenn das so weitergeht.

Gehen wir noch einen Schritt weiter zurück. Hat Sie in den ersten Wochen im neuen Betätigungsfeld etwas überrascht oder haben Sie etwas dazugelernt?
Da ich den Klub ja sehr gut kenne, hat mich nichts überrascht und das Bild, das ich von außen hatte, hat sich bestätigt. Und ich kann nach wie vor sagen, dass ich für die Aufgabe brenne und mithelfen möchte, das riesige Potenzial auszuschöpfen, das hier drinnen schlummert. Ich habe auch das Gefühl, dass die kleinen Inseln wie ich es immer bezeichne näher zusammenrücken und ich versuche die Brücken zu bauen.

Wo haben Sie nach Ihrer Profikarriere das meiste mitgenommen für die heute gefragten Skills?
Das Rüstzeug für die ersten paar Wochen war natürlich das Fußball-Know-how. Das durfte ich für SKY auch in einer anderen Rolle ausüben. Sehr lehrreich war auch meine Selbstständigkeit, wo ich eigenes Geld in Start ups gesteckt habe und lernen musste, mit wenig Geld den bestmöglichen Impact zu schaffen.

Ein großes Thema in der Vergangenheit war auch immer die Identifikation mit den Fans. Wie sehen Sie da die Gesamtsituation?
Alleine die letzten Tage stimmen mich positiv. Wir hatten eine große Fanklubleitersitzung, wo im offenen Diskurs die Probleme besprochen wurden, die auch nicht schön geredet werden sollen. Wir wollen da viel angehen und näher zusammenrücken. Fans sind ein essentieller Faktor, um den wir uns bemühen müssen, um wieder erfolgreich sein zu können.

Wie definieren Sie grundsätzlich Erfolg für Austria Wien?
Man muss in der Bewertung schauen, wie viel Potenzial eine Mannschaft hat. Wenn ich das ausschöpfe und es ist ein fünfter Platz, dann ist es ein Erfolg. Wäre das Potenzial Platz 2 und wir schaffen das nicht, wäre es ein Misserfolg.

Bitte vervollständigen Sie: Das nächste große Thema, das ich hier anpacke ist…
…ich bin mit meinen Tasks noch gar nicht fertig, die ich mir vorgenommen habe. Was ich gerne hätte, dass die Transferperiode abgeschlossen ist, wir super reingestartet sind in alle Bewerbe und dann kann man Anfang Oktober in das konzeptionelle Arbeiten reingehen. Ich habe viele Ideen, aber noch zu wenig Zeit. Wir haben viele Fachleute bei uns, mit denen wir an der Austria-DNA arbeiten werden. Das Grund-Set-up ist jedenfalls vorhanden.

Aktuell noch eine Frage zur Kadersituation: Kommt es noch zu Veränderungen?
Ganz sicher! Nicht nur bei Zugängen. Wir wollen versuchen Spieler auch zu verleihen, um woanders den nächsten Schritt über einen kleinen Umweg zu machen. Da habe ich schon viele Gespräche geführt, denn man muss ja auch den Spieler für so eine Idee gewinnen und Klarheit schaffen.

Abschließend: Welche Schlagzeilen möchten Sie am Saisonende über die Austria lesen?
Ich hoffe, dass wir sportlich einen Schritt nach vorne gemacht und sich Spieler weiterentwickelt haben. Und ich hoffe auf fünfstellige Zuschauerzahlen, die wieder gerne ins Stadion kommen, weil wir diesen Fußball bieten, den man von uns erwartet.