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27.12.2021

Robert Haas über den Herbst, viele Talente und ein Ziel

Nach einem kleinen Umbruch im Sommer überwintern die Austria Wien Frauen auf dem dritten Tabellenplatz. Chefcoach Robert Haas zieht eine Zwischenbilanz, spricht über die vielen jungen Spielerinnen und seine Lehren aus seinen ersten Monaten als Trainer eines Frauenteams.

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"Ich bin kein Freund von unrealistischen Erwartungshaltungen. Wir wollen auf jeden Fall vorne mitspielen, haben aufgrund einiger Abgänge und Langzeitverletzungen aber an Qualität verloren", erklärte Robert Haas vor dem Meisterschaftsauftakt im Sommer. Jetzt, über vier Monate später, bestätigt er sich selbst. "Es war alles andere als leicht", erinnert sich Haas zurück.

Beim Blick auf die Tabelle ist der Trainer aber nicht unzufrieden. In der Hinrunde gab es in neun Spielen sechs Siege, dazu zwei Remis. Macht in Summe 19 Punkte und den dritten Platz hinter dem SKN St. Pölten und Sturm Graz sowie vor Aufsteiger Vienna.

Junge Spielerinnen als wichtige Stützen

"Unter den genannten Gesichtspunkten denke ich, dass wir einen guten Herbst gespielt haben. Die Niederlage gegen Sturm Graz gleich zu Beginn war bitter, da wäre jedenfalls ein Punkt verdient gewesen. Auch das Remis in Altach wäre vermeidbar gewesen. Meiner Meinung nach haben wir das Maximum herausgeholt", so Haas.

Das Maximum mit einem sehr jungen Kader, denn den Sprung aus der Akademie ins Bundesliga-Team schafften im Laufe des Herbstes einige violette Talente. "Wir haben einige sehr junge Spielerinnen in den Kader geholt, die sich zu wichtigen Bestandteilen des Teams entwickelt haben. Das ist eine sehr positive Entwicklung."

Mit Larissa Haidner (16), Aldiana Amuchie (17), Jovana Cavic (17), Stella-Maria Gamper (17), Jacqueline Hajek (17) und Anna Schorn (16) etwa gibt es gleich sechs Spielerinnen unter 18 Jahren, die mindestens sechs Spiele absolviert haben – und teils nur wegen Verletzungen pausieren mussten.

"Unser Ziel ist es, so viele Talente wie möglich aus der Akademie in unser Bundesliga-Team zu bringen. Dazu müssen wir unsere Spielerinnen fördern und fordern, sie forcieren und weiterentwickeln."

"Unser Ziel muss sein, möglichst viele junge Talente aus der Akademie hervorzubringen. Bei den Burschen funktioniert das momentan sehr gut und diesen Weg wollen wir mit den Mädels genauso gehen", sagt Haas, der seinen Schützlingen auch die nötige Zeit gibt. "Natürlich ist es eine große Umstellung, wenn du aus dem Nachwuchsfußball in die Bundesliga kommst. Wir haben aber die Geduld mit den Spielerinnen und wissen, was sie können."

Als wichtigen Baustein nennt Haas Maria Wolf als sportliche Leiterin der Akademie. "Die Zusammenarbeit mit ihr und ihrem Team läuft super, der Austausch ist sehr gut. Wichtig ist die Durchgängigkeit, wir bieten den Mädels die Plattform und die Möglichkeiten, unterstützen sie. Letztlich liegt es an ihnen, entsprechend Gas zu geben, dann werden wir auch nicht an ihnen vorbeikommen", schildert der 50-Jährige.

"Habe mit den Mädels viel dazugelernt"

Für Haas selbst haben sich in den letzten Monaten in seiner ersten Station im Frauenfußball auch neue Thema aufgetan. "Für mich persönlich war es ein sehr spannender, aber auch fordernder Herbst. Es gab einige neue Situationen und Prozesse, die ich so noch nicht kannte, durch die ich für mich aber sehr viel dazulernen konnte. Ich war im Sommer bereit und offen für diese neue Aufgabe, fühle mich darin nach wie vor sehr wohl und habe viel Spaß an der Arbeit mit den Mädels. Wir sind gemeinsam gut gestartet, so soll es weitergehen."

Stichwort Zukunft: Ganz oben als Ziel für das Frühjahr steht die Entwicklung des Teams und im Speziellen der jungen Talente. "Wir wollen uns im taktischen und physischen Bereich weiter verbessern. Auch was die Flexibilität und unser Offensivspiel betrifft, wollen wir uns entwickeln."

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Talente fördern – Transfers möglich

Wo die Reise in der Tabelle hingehen soll und könnte, hängt noch von mehreren Faktoren ab. Einerseits wird es auch im Winter wieder einen kleinen Umbruch geben: "Wir haben Entscheidungen getroffen, die nicht einfach waren. Letztlich haben wir auch gewisse Schritte eingeleitet, um Platz für unsere jungen Talente zu schaffen", erklärt Haas.

Andererseits habe man im Winter mehrere Spielerinnen im Auge, die die Veilchen sportlich verstärken würden. "Gelingt es uns, unseren Wunschspielerinnen zu verpflichten, könnten wir möglicherweise noch einmal bei den Top zwei anklopfen. Den dritten Platz wollen wir aber auf jeden Fall verteidigen, unabhängig davon, ob es Zugänge gibt."

"Ich wiederhole mich gerne: Unser Ziel ist es, so viele Talente wie möglich aus der Akademie in unser Bundesliga-Team zu bringen. Dazu müssen wir unsere Spielerinnen fördern und fordern, sie forcieren und weiterentwickeln. Schaffen wir das, werden wir im Sommer 2022 mit unseren Eigenbauspielerinnen noch besser gerüstet sein" blickt Haas optimistisch in die Zukunft.