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25.04.2020

Tajouri-Shradi funkt von New York nach Favoriten

Im Jänner 2018 tauschte Ismael Tajouri-Shradi Wien-Favoriten gegen New York City. Seiner Austria, für die er inklusive Nachwuchs und Amateure elf Jahre spielte, drückt er immer noch die Daumen. Der 26-Jährige erzählt, wie er New York in der Corona-Krise erlebt und wie die MLS-Klubs mit dem Virus umgehen. ‚Isi‘ hofft, dass die Menschen nach der Krise einfache Dinge wieder mehr zu schätzen wissen.

Dass die Austria am Mittwoch mit dem Kleingruppen-Training startete und zuvor alle Spieler & Betreuer negativ auf Corona getestet wurden, wusste Tajouri-Shradi längst: „Ich habe online alles gelesen, ich verfolge die Austria noch sehr genau“, erzählt der langjährige Austrianer, der schon im Alter von zehn Jahren im violetten Nachwuchs kickte, sich bis in die Kampfmannschaft hochspielte, 2016/17 und 2017/18 mit der Austria in der UEFA Europa League Highlights erlebte.

Vor einigen Monaten reiste der 26-Jährige noch nach Wien und wollte sich erstmals ein Austria-Spiel im neuen Stadion ansehen, die Einberufung ins Nationalteam Libyens kam dazwischen: „Ich habe mich sehr über die Einladung gefreut, ich hoffe, dass wir das bald nachholen können. Soweit es sich zeitlich ausgeht schaue ich mir die Austria-Spiele immer online live aus New York an. Ich drücke der Austria bei jedem Spiel die Daumen“, sagt Tajouri-Shradi.

New York City, die Stadt, die niemals (vorübergehend) schläft

Auch seine neue Heimat New York ist ihm seit seinem Wechsel 2018 ans Herz gewachsen. „Die City hat so viel Energie, die Leute sind immer gut drauf und lächeln, das liebe ich sehr. In der jetzigen Situation sieht es ein bisschen anders aus, es ist sehr ruhig in der City. Die Menschen machen sich Sorgen – viele haben ihren Job verloren - sie wirken ängstlich, aber sie halten Abstand und schauen aufeinander“, erzählt der 26-Jährige.

In den Supermärkten von New York herrscht seit kurzem ebenfalls Maskenpflicht, Mund und Nase müssen wie in Österreich bedeckt sein, verteilt werden dort vor den Eingängen keine Masken: „Beim ersten Mal bin ich einfach nach Hause geschickt worden, ohne Maske kommst du nirgends mehr rein, aber jeder versucht aus der Situation das Beste zu machen.“

Yankee-Stadium & City-Training sind noch tabu

‚Isi‘ hofft, dass nach der Krise scheinbar Selbstverständliches wieder mehr geschätzt wird: „Es ist gerade für die meisten Menschen auf der ganzen Welt keine schöne Zeit, aber ich glaube, dass wir all jene Dinge, die wir sonst immer machen, haben und erleben konnten, wieder mehr zu schätzen wissen werden: einfach rausgehen zu können, um sich mit Menschen zu treffen und Spaß zu haben.“

Spaß am Fußballspielen auf seinem Heimplatz im Yankee-Stadium hatte Tajouri-Shradi zuletzt am 12. März, als er mit seinem Klub New York City im Viertelfinal-Hinspiel der Concacaf Champions League gegen den mexikanischen Klub Tigres UANL spielte, tags darauf folgte der Trainingsstopp. Die MLS (Major League Soccer), die normalerweise von März bis November läuft, ist seitdem nach zwei Spieltagen unterbrochen. Eine verkürzte Saison steht im Raum. Kleingruppen-Trainings wie in Österreich sind in den USA noch kein Thema.

Der Alltag: Nur 15 Autominuten von Manhattan entfernt

Einstweilen hält sich der libysche Nationalteamspieler in seinem Apartment in Fort Lee, New Jersey, nahe der George Washington Bridge, 15 bis 20 Autominuten von Manhattan entfernt, fit. Die Wohnung verlässt er nur zum Einkaufen & Laufen im gegenüberliegenden Park. New York City FC schickte seinen Spielern per Post ein umfangreiches Home-Workout-Package mit Hanteln, Medizinbällen und Thera-Bändern.

„So läuft es eigentlich ganz gut, ich halte mich fit. Wir trainieren dreimal in der Woche auch gemeinsam als ganze Mannschaft über Zoom: Wir hatten gerade eine Kickboxing-Einheit“, erzählt Ismael Tajouri-Shradi, der schon bei der Austria stets zu den fittesten Spielern zählte und im Corona-bedingten Home-Office seine Liebe zum Kochen entdeckte:

„Kochen steht in meinem Tagesplan sehr weit oben. Ich hätte eigentlich nie gedacht, dass ich so viel Spaß am Kochen haben werde, es klappt sehr gut, ich koche fast jeden Tag und habe schon ein paar leckere Gerichte hinbekommen. Ich weiß, dass sich die Austria-Spieler gerade sehr über das Kleingruppen-Training freuen, bei uns wird es noch etwas länger dauern, die USA sind mit den Ausgangsbeschränkungen zeitlich hinterher. “